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Spermidin gehört zur Gruppe der natürlichen Polyamine und wird endogen im menschlichen Körper gebildet oder kann mit der Nahrung aufgenommen werden. Besonders reichhaltige Spermidinquellen sind Weizenkeime, manche Käsesorten, fermentierte Sojaprodukte, Nüsse sowie verschiedene Gemüsesorten. (1, 2)
Spermidin kommt in allen Körperzellen vor, seine Konzentration nimmt aber im Zuge der Alterung ab. (1)
Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass Polyamine eine wichtige Rolle bei einer Vielzahl an zellulären Prozessen spielen. Beispielsweise dienen sie dem Schutz vor oxidativem Stress, der Stabilisierung von Nukleinsäuren, der Transkriptionsregulierung, der Zellproliferation und der Erhaltung der Zellviabilität. Dazu muss der endogene Polyaminstoffwechsel streng reguliert werden, eine Störung scheint zu einer Beeinträchtigung der physiologischen Zellfunktion zu führen. (3, 4)
Da Spermidin in zahlreiche zelluläre Prozesse involviert ist, wird derzeit auch dessen therapeutisches Potential intensiv erforscht. Der Großteil der Studiendaten wurde bisher mithilfe des Mausmodells gewonnen. Dazu zählt die mögliche positive Wirkung auf den Alterungsprozess sowie auf Übergewicht und Diabetes. Ebenso konnten bereits Anhaltspunkte für die Auswirkungen auf die kardiovaskuläre und muskuläre Gesundheit, die Immunabwehr und Immunfunktion sowie unterschiedlichste neuroprotektive Effekte beobachtet werden. (1)
Viele positive Eigenschaften von Spermidin werden auf dessen Eigenschaft, Autophagie zu induzieren, zurückgeführt. (1)
Immunmodulierende Wirkung
Spermidin dient der Erhaltung der mitochondrialen Funktion und verfügt über anti-inflammatorische Eigenschaften, indem es die Sekretion proinflammatorischer Zytokine unterdrückt. Weitere Effekte von Spermidin auf das Immunsystem werden über die Autophagie vermittelt – etwa die Stimulation spezifischer Immunantworten, die eine wichtige Rolle bei der erfolgreichen Impfantwort spielen. (1)
T-Lymphozyten
Bei der Abwehr einer Virusinfektion spielen die sogenannten T-Lymphozyten eine bedeutende Rolle. Kommt es zu einer Virusinfektion, so steigt die Anzahl der T-Zellen, ehe eine adaptive Selektion durchlaufen wird und letztlich ein Pool an Memory-T-Zellen (auch T-Gedächtniszellen) gebildet wird, der für die langanhaltende Immunität verantwortlich ist. (5)
Zu Beginn der Selektionsphase kommt es zu einer starken Induktion der Autophagie, die essentiell für die effektive Produktion der Memory-T-Zellen ist (1). Beispielsweise konnte eine Studie mit alten Mäusen zeigen, dass die T-Zell-Antwort auf eine Influenza-Impfung zu einer im Vergleich zu jungen Mäusen reduzierten Entwicklung von Memory-T-Zellen führt. Durch die orale Aufnahme von Spermidin konnte die T-Zell-Autophagie sowie Bildung der wichtigen Memory-T-Zellen wiederhergestellt werden. Dies spricht für eine wichtige Rolle für die durch Spermidin induzierte
Autophagie in der Bildung von Memory-T-Zellen. (5, 6)
B-Lymphozyten
B-Lymphozyten sind die Produzenten der Antikörper, z. B. als Reaktion auf einen Infektionserreger (körperfremdes Antigen). Sie sind ebenfalls wichtig für eine effiziente Immunantwort. Im Alter gibt es immer mehr seneszente, d. h. gealterte und somit nicht funktionsfähige B-Lymphozyten. Spermidingabe revertiert den Alterungsprozess der B-Lymphozyten in Mäusen und alten menschlichen Zellen und ermöglicht damit eine Wiederherstellung der B-Zell-Antwort auf ein körperfremdes Antigen. (7)